Die Einführung des «Persönlichen Budgets» in der Behindertenhilfe sollte die Selbstbestimmung fördern, hat aber unbeabsichtigte Folgen, es verstärkt die Abwanderung und den Verlust von Fachkräften in mobilen Assistenzdiensten. Ähnlich wie bei der 24-Stunden-Pflege wird mit einer finanziellen Systemüberlastung argumentiert. Ausdruck dieser immer gleichen Argumentation ist die völlig unterlassene Anpassung der Rahmenbedingungen an die sich schnell entwickelnde Gesellschaft sowie die fehlende Attraktivität des Berufsbilds in mobilen Assistenzdiensten. Es fehlen innovative und nachhaltige Ansätze, um Menschen für die anspruchsvolle Behindertenbetreuung zu gewinnen und kein «Persönliches Budget», wo man bereits durch ihre Behinderung überstrapazierte Menschen missbraucht, um bei den Betreuungskosten einzusparen.
Ein weiteres Problem ist die Bürokratie in der Behindertenhilfe, die von Juristen dominiert wird. Während dies zwar einerseits für eine ordnungsgemäße Verwaltung sorgt, hemmt es gleichzeitig innovative Ansätze. Zudem fehlen seit über 20 Jahren gesetzliche Reformen, die immer wieder angekündigt werden:
- Anpassung an die 2008 ratifizierten Behindertenrechtskonventionen der Vereinten Nationen
- Deinstitutionalisierung der Behindertenhilfe
- Absicherung des Betreuungspersonals durch Berufsreglementierung und Vorhaltezeiten
Die Behindertenhilfe hat sich weitgehend aus der öffentlichen Wahrnehmung zurückgezogen, was zu erheblichen und zugleich kostspieligen Missständen geführt hat, die dringend behoben werden müssen. Obwohl es bereits seit Jahren Beispiele für bessere Betreuung trotz Einsparungen gibt, ist die Gesetzgebung in der Steiermark dahingehend veraltet. Dies hat negative wirtschaftliche Folgen, die durch die jahrelange Untätigkeit der politischen Verantwortlichen verursacht wurden. Die soziale Landschaft ist von großen Institutionen geprägt, die mitunter den einzelnen Menschen aus den Augen verlieren. Möglicherweise verhindern die Größe dieser Organisationen oder politische Ignoranz notwendige Veränderungen und eine Deinstitutionalisierung. Es bedarf mutiger Reformen und einer Verwaltung, die Qualität unabhängig kontrolliert und vor Missständen schützt, um eine bessere Betreuung zu gewährleisten.
Die Zukunft liegt in der mobilen Betreuung
Glücklicherweise sind die Kosten für die Separation behinderter Menschen derart hoch, dass die Zukunft der Betreuung nur mit mobilen Assistenzen zu gewährleisten sein wird. Darüber hinaus ist Selbstbestimmung die einzige Möglichkeit für diese und alle anderen Menschen, von der Inklusion in diesem Bereich zu profitieren. Aktuell verfügen wir jedoch nicht über die qualitativen Grundlagen, um mobile Assistenzdienste überall dort einzusetzen, wo dies bereits möglich und sinnvoll wäre. Andererseits wird es aus budgetärer Sicht nicht möglich sein, zuerst alle Missstände des Systems zu beseitigen, denn dann müsste man von einem Zeithorizont von mindestens 20 Jahren ausgehen.
Die Interessenvertretung SPECIAL INTEREST hat dazu eine Reihe von Forderungen veröffentlicht, die sich für eine Verbesserung der Betreuungsqualität trotz Einsparung von Kosten einsetzen und die Behindertenarbeit attraktiver machen sollen.
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17. Februar 2025
von SPIA